Ausbruch aus den
digitalen Welten
s für Mittelformat und KB-Film. Doch dafür ist heute kein Platz vorhanden.
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Graffiti "Freaks", gesehen in Lübeck. |
"Schauen Sie mal hier! Das sind meine Motive", sagte ein junger Mann, der vor Jahren als Teilnehmer bei mir am Bewerbungstraining teilnahm. Ich sah auf dem Bildschirm seiner Digitalkamera mindestens zwölf besprühte Einsenbahnwaggons, darunter sogar einige von ICEs.
"Die Kamera haben Sie immer dabei?", wollte ich wissen. Er bejahte mit den Worten "Muss doch alles was ich mache dokumentieren." Ich schüttelte den Kopf. Selbst ein Änfänger im Polizeidienst wäre ohne Nachdenken in der Lage diese Fotos ihm gegenüber als Beweislast zu betrachten. Kurzum: Er wäre dran!
Doch warum ist die Graffitiszene so groß, so weit verbreitet. Und das schon seit langer Zeit. Ein früherer Studienkollege von mir, Ulrich Dammer, schrieb bereits Anfang der 80er Jahre seine Magisterarbeit im Fach Germanistik über Graffitis. Und heute, in Lübeck, ist die Rückseite einiger Fabrikgebäude an der Kanaltrave sonntags ein regelrechter Hotspot für Sprayer.
Am letzten Sonntag radelte ich dorthin um Fotos zu machen: Es war unmöglich, denn auf einer Länge von 100 Metern war jeder Mauerfleck von den Sprayern belagert und wurde bearbeitet. Künftig fotografiere ich montags und es lohnt sich wirklich, denn die Kunstwerke von der Vorwoche werden am Sonntag buchstäblich überarbeitet. Ein Beispiel dafür sehen Sie auf dem nachfolgenden Bild. Nr. 1 ist die Urversion - Nr. 2 die Überarbeitung. Welches ist besser 1 oder 2? Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.:
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Zweimal Kywis: Graffitis werden auch mal aktualisiert. |
Zurück zur Frage nach dem "Warum". Hier helfen Untersuchungen der Universität Potsdam weiter. Diese kamen nach Wikipedia im Ergebnis zu verschiedenen Motivationen der Sprayer:
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Neue Variante eines VW? |
Illegales Malen bedeute "ein hohes Maß an psychischem und physischem Stress", so Wikipedia weiter. Dies könne an Anreiz sein auf legale Künste umzusteigen.
Anmerkung von mir: Den drogenähnlichen Rauschzustand, der in den Untersuchungen festgestellt wurde, halte ich für ein Äquivalent zum Flow, den jeder Kunstschaffende (auch Amateure!) kennt. Im Flow vergisst man Raum und Zeit, konzentriert sich nur auf sein Schaffen und gerät danach in einen Zustand der wohligen Erschöpfung.
Beim Graffiti "Marion" habe ich die Farben "aufgedreht".
Graffitifotos mit PS und dem Camera Raw-Filter zu bearbeiten, kann sehr attraktiv sein. Spielerischer Umgang mit Farben, Klarheit und Form sowie Belichtung ermöglichen Ergebnisse, die weit über das Original hinaus gehen. Das muss für mich wohl der Grund sein, warum ich so gerne Graffitis fotografiere.
Unter felske_photo sind meine aktuellen Fotos bei Instagram zu sehen. Seit zwei Wochen poste ich wieder regelmäßig ein Bild pro Tag. Aktuell befasse ich mich mit der Fotografie durch die Glaskugel und auch mit Fotos von Graffitis.
Weiter unten (in der Vergangeheit) sind Porträtfotos gepostet. Angefangen habe ich dieses Profil mit Blumenfotos.
Im Ordner "zur Bearbeitung" liegen derzeit ca. 100 Fotos aus den ersten beiden Themenbereichen. Die Lübecker Graffitiszene ist riesig. An den Rückwänden von Fabrikgebäuden an der Kanaltrave (Fluss) treffen sich Sonntags dutzende Sprayer und übermalen die Kunstwerke von einer Woche zuvor.
Montags kommt dann meine Stunde... :-)
Gott habe die Menschen nach seinem Bilde geschaffen. |
Liebend gerne durchforste ich historische Texte aus der Geschichte der Fotografie. Fündig geworden
bin ich heute im Buch "Theorie der Fotografie" von Kemp/von Amelunxen. Der Text von Max Dauthendey ist möglicherweise Fake, da es keine echten Quellenangaben dafür gibt. Dennoch möchte ich Ihnen den nicht vorenthalten. Es geht um Gott und Bildnisse.
Gegen Neuerungen zeigte sich die Kirche in ihrer Geschichte bekanntermaßen widerspenstig und kratzbürstig. Umso mehr dürfte ein Aufsatz des Fotografensohns Max Dauthendey aus dem Jahr 1841 spitze Schreie der Freude bei Klerikalen hervorgerufen haben.
Schon der Wunsch Spiegelbilder festzuhalten sei eine Gotteslästerung, schreibt Dauthendey in seiner kleinen Abhandlung "Des Teufels Künste". Der Mensch sei "nach dem Ebenbild Gottes geschaffen,
und Gottes Bild kann durch keine menschliche Maschine festgehalten werden", schreibt Dauthendey. Erlaubt sei dies nur "göttlichen Künstlern", die dies ohne maschinelle Hilfe beherrschten.
"Gott hat zwar bisher in seiner Schöpfung den Spiegel, der eitles Spielzeug des Teufels ist, großmütig
geduldet. Wahrscheinlich aber übt er diese Nachsicht, damit insbesondere die Weibspersonen im Spiegelglase ihre Einfalt und ihren Hochmut sich vom Gesicht ablesen können. Aber kein Spiegel, weder dessen Glas noch dessen Quecksilber hat von Gott bisher die Erlaubnis erhalten, Menschengesichter in seiner Fläche festzuhalten."
Daguerres Erfindung sei eine "Erfindung teuflischster Art". Wenn sich jeder für seine Goldpatzen sein
Spiegelbild dutzendweise anfertigen lassen kann (...) wird eine Massenkrankheit von Eitelkeitswütigen
ausbrechen, denn wenn sich jedes Gesicht dutzendweise verschenken und bewundern lassen kann", dann mache das die Menschen "gottlos oberflächlich und gottlos eitel."
Wenn Max Dauthendey von Selfies gehört hätte...
Elbphilharmonie mit Detail von der Fassade. Wer genau hinschaut, sieht dies. |
Schauplatz Neuruppin, Fontaneplatz. Seit dem 8. Juni 1907 steht dort das vom Bildhauer Max Wiese gestaltete Denkmal des Dichters der Mark, Theodor Fontane. Wie sieht das "richtige" Foto dieses Denkmals aus? Für Menschen, die tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit und zurück daran vorbei gehen? Für sie reicht wohl eine durchschnittliche Automatikaufnahme. Diese Betrachter werden über das Foto sofort denken "Aha, kenne ich, das Denkmal von Fontane auf dem Fontaneplatz.
Touristen, die das Denkmal zum ersten Mal sehen, verweilen dort. Lange. Sie sehen sich das Denkmal recht genau an. Das konnte ich in dem Jahrzehnt, das ich in Neuruppin als Bildjournalist und Redakteur verbracht habe, oft beobachten. Sie kennen das Denkmal vielleicht aus ihrem Reiseführer. Sie denken möglicherweise "Aha. So sieht es also in echt aus, das Denkmal aus dem Reiseführer." Viele machen auch Fotos davon - eigentlich die meisten von ihnen. Oft schauen sie sich nochmal das Foto im Reiseführer an und stellen Vergleiche mit der Wirklichkeit an. Ob sie in der Qualität ihrer Fotos über die oben erwähnte Automatikaufnahme hinaus kommen? Manche vielleicht. Die meisten sicherlich nicht. Die zählen zu den um sich schießenden fotografierenden Touristen, den Foto-Wilddieben.
Ortswechsel. Schauplatz Neustadt/Dosse, Aula des dortigen Gymnasiums. Es steht eine Lesung von Günther Grass auf dem Stundenplan. Er liest aus "Ein weites Feld" für Oberstufenschüler. Auch er steht in der Geschichte vor dem Denkmal. Er beschreibt es wie folgt: "Wie erwartet fanden sie den Schriftsteller als rastenden Wanderer, in Bronze sitzend, auf einer steingehauenen Bank. Er wollte von
allen Seiten besichtigt werden. Dort, wo er sich mit dem linken Arm abstützte, war der Armlehne eine Metallplatte im Schmucksims eingelassen, auf der zu lesen stand, daß dieses Denkmal im Jahr 1907 dem ´Dichter der Mark` errichtet worden war.
Seitdem sitzt er im offenen Mantel, schlägt das rechte Bein über, läßt die rechte Hand, die den massiven Bleistift hält, nahe dem hochgestützten Knie ruhen, während die linke Hand vom Steinsims weg lässig abknickt und mit dem Zeigefinger ein Notizbuch aufsperrt. Neben dem Sitzenden, der barhäuptig in die Ferne schaut, ist genügend Platz für den metallenen Faltenwurd des insgesamt geräumigen Mantels und den im Verlauf der Jahrzehnte grauschwarz patinierten Hut, den der rastende Wanderer auf der Bank abgelegt hat und dessen Krempe rundum aufgestülpt einen Graben bildet, in dem sich Wasser von letzten Regengüssen gesammelt hat.
Der eigentliche Hut wirkt flach, weil eingedellt. Über die Lehne am anderen Bankende, der gleichfalls eine Metallplatte eingefügt worden ist, auf der Name, Geburtsort und die beiden Daten des Dichters zu lesen sind, hat der rastende Wanderer durch die Mark seinen berühmten Shawl geworfen, dem allerdings kein schottisches Muster eingewebt worden ist. Außerdem lehnt sich in naturgetreuem Guß
sein Wanderstock an die steinerne Lehne. Die Bronze glänzt abgegriffen, die Wanderschuhe sind geputzt. (...) Vielleicht sollte noch die vom offenen Mantel freigegebene Weste erwähnt werden - auch daß sie Querfalten wirft - und gleichfalls die zur Schleife gebundene Halsbinde. Man könnte sich in weitere Details vergucken - später vielleicht."
Soweit Günter Grass im Original. In der Aula war die Lesung mittlerweile vorbei. Für die Schüler war es Zeit Fragen zu stellen. Wieviel er pro Tag schreibe, woher die Ideen kämen und ähnliche Fragen beantwortete der Schriftsteller sehr höflich und präzise. Pädagogisch und ganz fachlich wurde Grass dann in den Antworten auf diese Frage: "Waren Sie eigentlich schon einmal in Neuruppin? Sie beschreiben ja das Fontanedenkmal so genau."
Manche der anwesenden Schüler glucksten ein wenig, blieben aber ansonsten altergemäß (Oberstufe) professionell. Da auch ich Ohrenzeuge dieser Frage war, kannte meine Spannung keine Grenzen. Wie würde der Schriftsteller reagieren? Seine pädagogisch und auch fachlich gut gemeinte Antwort lautete: "Ja, ich stand bereits vor dem Fontanedenkmal. Und wissen Sie, ich bin nicht nur Schriftsteller sondern auch Zeichner. Und als Zeichner, da muss ich ganz genau hinschauen, damit ich auch erfasse, was ich vor mir habe."
Wie hätte Günter Grass das Fontanedenkmal fotografiert? Er hat früher auch fotografiert - gerne mit einer Boxkamera. Doch mit dieser wäre auf dem Denkmalfoto nicht das zu sehen gewesen, was er im Buch beschreibt. Hätte Grass sich wegen der Tiefenschärfe für eine kleine Blendenöffnung entschieden und mit Stativ fotografiert? Um die Details dann auch zu zeigen wäre ein großformatiger Abzug erforderlich (ab DIN A4), der in kein Fotoalbum passt. Schlägt also in dieser Hinsicht das geschriebene Wort die Fotografie?
Sicherlich nicht. Allerdings müssen Fotografen mit einem geschulten fotografischen Blick an das Motiv herangehen. Dieser Blick nimmt Bildkomposition samt Tiefenschärfe und Lichteinfall vorweg. Das Foto entsteht zuerst im Kopf und wird dann mit vorhandener Technik umgesetzt. Übrigens: Manuelle Kameraeinstellungen helfen hier sehr. Vielleicht wäre ein Fontaneporträt, aufgenommen von einer Leiter aus seiner Blickrichtung, angebracht? Oder besser doch das Standardfoto von vorne? Sie entscheiden, wenn Sie einmal vor dem Denkmals auf dem Fontaneplatz in Neuruppin stehen.
Auf dem Foto oben sehen Sie links die Hamburger Elbphilharmonie und rechts eine Detailaufnahme der Fassade. Wer die Immobilie sachlich kurz anschaut und "Aha, Elbphilharmonie!" denkt, der wird nie diese Details sehen. Er bestätigt sich nur, dass ihm die Umwelt vertraut ist - kein Grund zur Beunruhigung. Es lohnt sich immer, das zeigt das Foto oben, ganz genau wie Günter Grass hinzuschauen. Das klappt in diesem Fall entweder mit Teleobjektiv oder mit Fernglas.
Völlige Bildschärfe war schon immer Ansichtssache. Peter Henry Emerson schreibt 1889 in seinem Aufsatz "Die Gesetze der optischen Wahrnehmung und die Kunstregeln, die sich daraus ableiten lassen": (...) kann man nun verstehen, daß ein Bild nicht in jedem Teil zu scharf sein sollte, denn dann wird es falsch. Es sollte gerade so scharf werden, daß es am besten die Erscheinung der Natur, so wie man sie von einem bestimmten Standpunkt aus wahrnimmt, wiedergibt und nicht schärfer, denn man muß bedenken, daß das Auge die Dinge nicht so scharf sieht wie die fotografische Linse (...)" Das menschliche Auge arbeite fehlerhaft und berichtige ab einer Entfernung von sechs Metern die Tiefenwerte nicht korrekt. Schärfe stehe nur dem Hauptgegenstand des Bildes zu, alles andere dürfe nicht scharf sein.
Emerson erklärt seine Sichtweise anhand des folgenden Beispiels: "Ein verfallener hölzerner Landungssteg steht neben einigen Trauerweiden am Ufer eines Sees. Vom Landungssteg führt ein Weg durch einen Garten hin zu einer strohgedeckten Hütte, ungefähr 90 Meter entfernt. Hinter der Hütte
läuft eine Pappelallee. Auf dem Landungssteg steht ein schönes sonnengebräuntes Bauernmädchen in einem einfachen Baumwollkleid. Sie lehnt gegen eine Weide und schaut versonnen in das Wasser. Wir, die wir auf dem See rudern, sind von dem Bild, aber besonders von der blendenden Schönheit des Bauernmädchens gerührt. Unsere Augen fixieren ihr gesundes Gesicht und können nirgendwo anders hinschauen." Direkt und scharf werde nur das Gesicht des Mädchens gesehen. Die anderen Dinge wie Weiden, Steg und Baumwollkleid kennen wir, würden sie aber unscharf sehen.
Emerson verändert nun sein Beispiel wie folgt: "(...) stellen wir uns vor, daß das Ganze sich verändert, so wie eine Bühnenszene sich verändert. Allmählich treten das Kleid des Mädchens und die Rinde und die Blätter der Weiden scharf heraus, die Hütte verwandelt sich und wird scharf, so daß die Umrisse des Mädchens wie ausgeschnitten vor ihr erscheinen, die Pappeln in der Ferne sind scharf, und das Wasser kommt näher, und alle Kräuselungen auf seiner Oberfläche und alle Lilien an seinem Rand sind scharf. Und wo ist das Bild? Verloren! Das Mädchen ist das, aber sie ist nur ein Fleck inmitten all der scharfen Details (...). Unsere Augen irren von der Rinde zu den Blättern und von dem Stroh auf dem Dach hin zu den kleinen Wellen, sie finden keinen Anhaltspunkt (...)"
Nun haben wir die Grass´sche Schärfe und die Unschärfe, nach der Emerson es verlangt. Den Blick des Betrachters zu führen, ist stets eine gute Wahl. Das gelingt mit gezielter Unschärfe ganz sicher. Genau hinsehen und sich nicht nur mit der Definition dessen zufrieden zu geben, was wir sehen, gehört zum fotografischen Blick ganz gewiss dazu. Wie Sie dahin kommen? Probieren Sie einfach alles aus: Spielen Sie mit Schärfe und Unschärfe, unterschiedlichen Perspektiven, verschiedenen Belichtungszeiten bis hin zur Langzeitbelichtung, Licht und Schatten, Bildausschnitten usw. bis Sie mit der Bildaussage zufrieden sind. So schulen Sie Ihren fotografischen Blick.
Übrigens: Ich hätte mich in Emersons Beispiel für ein Porträtfoto des Mädchens entschieden. :-)
(Der Aufsatz von Emerson ist im Buch "Texte zur Theorie der Fotografie" des Reclam Verlags zu finden.)
Boulevard du Temple by Daguerre. Pariser Straßenansicht mit Menschen. Quelle: Wikipedia |
Einst versuchte Louis Daguerre vergeblich seine Erfindung der Daguerreotypie zu verkaufen oder mittels eine Aktiengesellschaft zu vermarkten. Der Physiker und Politiker Dominique Francois Arago sprang Daguerre zur Seite mit seiner Idee, die Erfindung an den Staat zu verkaufen und dafür Entschädigungszahlungen zu erhalten. Am 3. Juli 1839 hielt Arago vor der Deputiertenkammer
eine flammende Rede für das Vorhaben pro Daguerreotypie.
Experimente, Projekte und die Wissenschaft könnten durch das neue Verfahren ihren Nutzen ziehen, war Arago sich sicher. Er plädierte wie folgt. "Nachdem Sie mehrere Bilder gesehen haben, wird wohl jeder daran denken, welch ungeheuren Nutzen die ägyptische Expedition aus einem so genauen und so schnellen Reproduktionsmittel hätten ziehen können (...) Um die Millionen und Aber-Millionen Hieroglyphen zu kopieren (...) bedarf es Dutzende von Jahren und einer Legion von Zeichnern. Mit dem Daguerrotyp könnte ein Mann diese Aufgabe bewältigen."
Dass das neuartige Verfahren der Kunst schaden könnte, verneinte der Maler Paul Delaroche. "Kurz gesagt, mit der bewunderungswürdigen Erfindung hat Herr Daguerre den Künsten einen außerordentlichen Dienst geleistet", so Delaroche. Regelreicht begeistert habe ihn die unnachahmliche Feinheit des Bildes sowie die Präzision der Formen und die Genauigkeit der Linien. Maler könnten durch das Verfahren Sammlungen von Studien anlegen, die anderenfalls erheblichen Aufwands bedurft hätten.
Mit nur drei Gegenstimmen wurde dem Antrag auf staatlichen Erwerb durch 273 Ja-Stimmen stattgegeben. Louis Daguerre wurde eine Pension von 6.000 Francs zugesprochen. Daguerre und Niépce erhielten den Orden der Ehrenlegion. Die Nachricht dieser Entscheidungen verbreitete
sich quer durch Europa.
In Deutschland zeigten sich die Kritiker baff enttäuscht. Ludwig Schorn, Herausgeber des "Morgenblattes für gebildete Stände" und sein Kunstkritiker Eduard Koloff beklagten in ihrem Aufsatz "Der Daguerreotyp", dass die Daguerrotypie keine farbliche Darstellung hergebe. Ferner wurde die schwere und unhandliche Technik kritisch beäugt: "(...) aber man hatte gehofft, es würde sich jeder mit Leichtigkeit des Apparats bedienen können, um aus dem Fenster seiner Wohnung, oder auf Reisen, selbst aus dem Wagen, die äußeren Gegenstände aufzunehmen. Statt dessen ward eine künstliche,
feine und schwierige Prozedur gefordert, die nur ein geübter Chemiker mit einigem Gelingen vorzunehmen vermag."
Der Malerei schade das neue Verfahren sicherlich nicht, so Schorn. Der Daguerreotyp schreibe aber nur leblose Natur ab. Darstellungen von Bewegungen seien nicht möglich. "(...) ja selbst das Bildnis eines ganz ruhig dasitzenden Menschen scheint ihm nicht gelingen zu wollen, weil die unmerklichste Bewegung der Augen der Abbildung dieser Teile Bestimmtheit und Glanz nimmt (... und) schon die leise Bewegung des Atems eine Änderung der Konturen hervorbringt", so Schorn.
Ludwig Schorn war gedanklich seiner Zeit voraus. Es sollte noch einige Dutzend Jahre dauern, bis die Belichtungszeiten seinen Anforderungen gerecht wurden.
(Zitate und Text beziehen sich auf das Buch Wolfgang Kemp/Hubertus v. Amelunxen, Theorie der Fotografie I-IV 1839-1995, Verlag Schirmer/Mosel, München 2006)
Vergängliches dokumentieren ist schon lange Zeit eine Aufgabe der Fotografie. |
Eine neue wertvolle Funktion von Fotos als detailliertes scharfes Abbild entdeckte man kurz nach der Unschärfedebatte, die sogar ärgste Kritiker der Fotografie zu Lobeshymnen motivierte: Fotos wurden plötzlich als Zeitdokument von Menschen, Gebäuden und anderen Vergänglichem gesehen.
"Wenn sie gefährdete Ruinen, Bücher, Stiche und Manuskripte vor dem Vergessen bewahrt, jene wertvollen Güter, deren Form sich auflöst und die Anspruch auf einen Platz in den Archiven unserer Erinnerung haben, dann soll die Fotografie bedakt und belobigt sein", schrieb Baudelaire.
G.J. Banner beschäftigte sich 1864 mit den sozialen Auswirkungen von Fotografie. "Durch diese Kunst sind die Gefühle der Ärmsten stimuliert worden - man braucht nur zu beobachten, mit welcher Freude die Armen diese sprechenden Erinnerungen an geliebte Verstorbene oder an noch Lebende betrachten", stellte er fest.
Arme, Arbeiter und Bauern könnten nun Porträtfotos geliebter Menschen und vor allem auch solcher von Herrschern in ihrem Heim aufstellen. Dies habe beträchtlich zur Gefühlsentwicklung und Loyalität der unteren Gesellschaftsschichten beigetragen. Über ein Bildnis der Königin Viktoria schreibt Banner: "Es gibt kaum ein Wohnzimmer oder eine Hütte in England, in der dieses wohlbekannte und geliebte Bildnis nicht seinen Platz gefunden hat, und es ist in hohem Maße dieser intensiven gesellschaftlichen Wirkung der Fotografie zu verdanken, dass sich in unserem Volk ein Gefühl der Loyalität breitmacht (...)".
(Zitate und Text beziehen sich auf das Buch Wolfgang Kemp/Hubertus v. Amelunxen, Theorie der Fotografie I-IV 1839-1995, Verlag Schirmer/Mosel, München 2006)
Weichzeichner und Hautglättungsfilter kamen hier zum Einsatz. Früher war alles anders. |
Mit Gazetuch oder Gardine über dem Objektiv hatte David Hamilton gegen Ende der 60er Jahre seinen unverwechselbaren Weichzeichner-Stil entwickelt. Wikipedia schreibt dazu, dass viele Kritiker diesen Stil "als kitschig, pornografisch oder latent pädophil" bezeichneten.
Hamilton bezeichnete seine Art des Fotografierens als „gemalte Fotografie“. Neben Landschaften, Stillleben und Blumen zählten in der Hauptsache Bilder von jungen, pubertierenden Mädchen zu seinen Motiven. Von diesen fertigte er Aktfotos - Mädchen in leichter Bekleidung müssen ihm wohl auch gefallen haben.
"Hamilton hat selbst mehrfach dargelegt, welche Mädchen er am liebsten fotografierte und welche Merkmale seine Modelle aufweisen sollten. Sie sollten groß und schlank sein, eine ebenmäßige Gesichtsform besitzen, hohe Wangenknochen, hohe Augenbrauen und möglichst eine Stupsnase haben. Außerdem sollten sie einen langen Hals, einen weiten Mund, eine hohe Stirn, weite, möglichst blaue Augen und lange Beine haben. Er bevorzugte blonde und rothaarige Mädchen, da diese seiner Meinung nach einen besonders zarten Hauttyp haben und ihre Haut und Augen durchscheinend seien", klärt
Wikipedia auf.
Hamilton setzte seine Methode auch bei Kinofilmen ein. "Bilitis" war recht bekannt und wer den
Filmtitel "Zärtliche Cousinen" liest, der weiß spätestens jetzt wie die Fotos ausgesehen haben. Auf
jeden Fall war dieser Fotograf in den 70er Jahren für einige Skandale gut. Skandalträchtig war
auch der allererste Einsatz von Weichzeichner in der Fotografiegeschichte. Selbstverständlich
wurde damals nicht der gleichnamige Photoshopfilter eingesetzt. Mitte des 19 Jahrhunderts tobte
eine Realismusdebatte zwischen Malerei und Fotografie.
Von der Fotografie wurde eine detaillierte Darstellung verlangt. Die Fotografin Julia Margaret
Cameron arbeitet völlig anders. Sie verfügte nur über meist mangelhafte Technik, die unscharfe Fotos ergab. Sie machte aus der Not eine Tugend und erklärte dies als gewollt: „Was bedeutet Schärfe – und wer hat das Recht zu sagen, welche Schärfe die richtige ist?“, meinte sie.
Ein Kritiker hielt ihr entgegen: "Es ist nicht die Aufgabe des Fotografen, unscharfe Flecken zu produzieren. (...) Wenn man nur Helldunkelstudien wünscht, dann möge man sie mit Farbe oder Kohle und mit einem Scheuerlappen - wenn nötig - ausführen, aber die Fotografie ist vor allem die Kunst der Scharfzeichnung, und wenn eine Kunst von ihrer Funktion abweicht, dann ist sie verloren." (zit. nach Wolfgang Kremp, Theorie der Fotografie).
1853 hielt der Maler und Fotograf William John Newton vor der Photographic Society of London
einen Vortrag über fotoästhetische Fragen. Er empfahl seinen Berufskollegen eine leicht unscharfe Einstellung des Objektivs. "Dabei halte ich es nicht für notwendig oder wünschenswert, dass der Künstler die Wiedergabe winzigster Details anstrebt: vielmehr soll er es auf eine breite und generelle Wirkung anlegen." Dazu brauche der Gegenstand nicht scharf zu erscheinen. Auf diese Art käme man dem Suggestiven der Naturdinge näher.
Peter Henry Emerson brachte sich 1886 in die Diskussion ein. Seine Argumente pro Unschärfe waren nicht neu, aber sie "wurden von einem neuen Fundament getragen. Wenn er wie Newton oder Claudet eine leicht unscharfe Einstellung empfahl, dann argumentierte er nicht im Hinblick auf die Kunst, sondern auf die Wissenschaft als Legitimationsbasis. Er berief sich auf die neuen Erkenntnisse der Physiologie, vor allem der Wahrnehmungsphysiologie des deutschen Naturforschers von Helmholtz, die besagten, daß das menschliche Auge ein Bild liefert, das nur an einer Stelle scharf und an allen anderen abgestuft unscharf bis verschwommen ausfällt", schreibt Wolfgang Kemp in seinem Aufsatz "Fotografie als Kunst".
Der englische Kunstfotograf Horsley Hinton vertrat 1904 die Position, dass der ideale Betrachter sehe in einer Naturszenerie mehr und andere Dinge als die Natur sie böte. Sie sei ein Sprungbrett der Fantasie. Ein Abbild/Foto habe seinen Wert nicht mehr "in der Treue, mit der es reproduziert, was das Auge sah, sondern in der Lebendigkeit, mit der es jenen geistigen Eindruck wieder erstehen lässt, den Natur und Phantasie auslösen. Nur zu diesem Zweck ist das Bild ein Mittel. Es ist nur ein Vorwand, eine willkürliche Darstellung" (zit. nach Wolfgang Kemp, Fotografie als Kunst).
Das muss wohl Hamilton genauso gesehen haben. Er weigerte sich sogar seine Modelle ohne
Weichzeichnerzubehör zu fotografieren. Kunstlicht, Filter und Reflektoren lehnte er ebenso ab.
Schönheit werde nicht anhand von Charakter oder Schminke bestimmt, sondern einzig durch das
natürliche Aussehen, so Hamilton.
(Zitate und Text beziehen sich auf das Buch Wolfgang Kemp/Hubertus v. Amelunxen, Theorie der Fotografie I-IV 1839-1995, Verlag Schirmer/Mosel, München 2006)
Baustellenabsperrung durch die Glaskugel gesehen. |
Die Chance nutzen und auf meine Sonderseite zum Thema "Glaskugelfotografie" aufmerksam machen: Das möchte ich heute. Zahlreiche Infos rund um Anschaffung, Technik, Bildideen und mögliche Fehler erzähle ich dort.
Selbstverständlich gibt es zu allen Belangen und Informationen jede Menge Beispielfotos.
Ohne Worte. |
Was sagt die Außenaufnahme einer Bank über interne Abläufe, Arbeitsklima, Sozialgefüge und
Zufriedenheit der Arbeitnehmer aus? Was liefert das Klassenfoto wie jeder es kennt über
Devianzverhalten einzelner, interne Grüppchenbildung und Sozialkompetenz aus? Die Antworten sind
völlig klar: Sie sagen nichts aus!
Bereits 1930 beschäftigte sich Bertholt Brecht mit diesen Zusammenhängen. Er schrieb: "Sie brauchen nicht zu bezweifeln, daß der Film zeitgemäß ist! Die Fotografie ist die Möglichkeit einer Wiedergabe, die den Zusammenhang wegschminkt. Der Marxist Sternberg (...) führt aus, daß aus der (gewissenhaften) Fotografie einer Fordschen Fabrik keinerlei Ansicht über diese Fabrik gewonnen werden kann. Selbst wenn der Soziologe zu dem gleichen Resultat kommt wie der Ästhet, ist sein Resultat unendlich brauchbarer."
In dieser "Tradition" war es einst meine Aufgabe zusammen mit einer Studienkollegin das Medium Fotografie als Methode der Sozialforschung einzusetzen. Unser Ziel, formuliert vom genialen Professor für Soziologie und Seminarleiter Prof. Dr. Johannes Gordesch: "Beobachtet die Kinder einer Schulklasse. Findet heraus, wer zu den Außenseitern gehört!"
Die Klasse war rasch gefunden. Unser Einsatz im Dienste der Sozialforschung konnte beginnen. Zu dieser Zeit war ich als freier Bildjournalist für die Berliner Presse tätig. Schwerpunkte waren Kultur und Sport. Also zählten Actionfotos von American Football sowie stimmungsvolle Aufnahmen von z.B. David Bowie zu meinem eigentlichen Metier. Beweisfotos für soziales Gefüge bei Schülern hatte ich noch niemals gemacht.
Die Wahl der Waffen stand am Anfang. Wir entschieden uns gegen die laute Spiegelreflex mit Motor und für eine leise Leica. Trotzdem mussten sich die Kinder erst an uns gewöhnen. Und vor allem daran, dass wir sie durch den Sucher ständig ins Visier nahmen. Am ersten Vormittag "fotografierten" wir gänzlich ohne Film. Zuerst gabe es jede Menge Faxen von einzelnen Schülern, die sich gerade fotografiert wähnten. Nach vier Stunden wurde ihnen das aber sehr langweilig, sie beachteten uns nicht
mehr. Bingo! Unsere Taktik war aufgegangen.
Früher dominierten Fotos von Adligen, Geschäftsmännern und Politikern die Porträtlandschaft mit ihren nahezu unnatürlichen Autoritäts- und Statusdarstellungen vor gestellten Hintergründen. Im Jahr 1929 änderte sich dies grundlegend. Der deutsche Fotograf August Sander stellte eine Reihe von Kopffotos (um nicht Porträts zu sagen) zusammen. Walter Benjamin beschreibt Sanders Vorgehensweise in seiner "Kleinen Geschichte der Fotografie" wie folgt: "Sander geht vom Bauern, dem erdgebundenem Menschen aus, führt den Betrachter durch alle Schichten und Berufsarten bis zu den Repräsentanten der höchsten Zivilisation und abwärts bis zum Idioten." Sander sei von der unmittelbaren Beobachtung ausgegangen.
Diese sei bestimmt eine sehr vorurteilslose, ja kühne aber auch zarte gewesen, die sich an den Worten Goethes orientiert hatte. Der große deutsche Dichter sagte einst: "Es gibt eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht und dadurch zur eigentlichen Theorie wird." Alfred Döblin über Sanders Arbeiten: "Wie es eine vergleichende Anatomie gibt, aus der man erst zu einer Auffassung der Natur und der Geschichte der Organe kommt, so hat dieser Photograph vergleichende Photographie betrieben und damit einen wissenschaftlichen Standpunkt oberhalb der Detailphotographen gewonnen."
Fotos von einem Kleinpächter zu machen war Ziel eines Projekts der Afrm Security Admininistration. Bekannte Fotografen wie Walker Evans, Dorothea Lange, Ben Shan und Russel Lee "machten Dutzende von Porträtaufnahmen eines Kleinpächters, bevor sie überzeugt waren, genau das getroffen zu haben, was sie auf dem Film festhalten wollen - jenen Gesichtsausdruck, der ihren eigenen Vorstellungen von Armut, Würde und Ausbeutung, von Licht, Struktur und geometrischem Maß entsprach", schreibt Susan Sontag in ihrem Aufsatz "In Platos Höhle". Fotografen würden ihrem Gegenstand stets bestimmte Maßstäbe aufzwingen. Die Fotos seien ebenso wie Gemälde eine Interpretation von Welt. Eben die Interpretation der Fotografen. Genau so erging es uns auch bei den Aufnahmen in der Schulklasse.
Zurück zur Schulklasse: Zwei Tage später hatten wir vier Ilford Schwarzweißfilme mit je 36 Aufnahmen belichtet. Der Einsatz vor Ort war beendet. Filmentwicklung und Kontakbögenprints waren unsere nächsten Aufgaben. Schon ein Blick auf die Kontaktprints ließ uns kleine Jubelschreie gen Himmel schicken. Die Miniaturfotos deuteten bereits an, dass wir unsere Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit erledigt hatte. 100 Abzüge in 18x24 waren bald getrocket. Wir konnten unsere Auswahl
treffen und erkannten schnell, dass wir unser Ziel mehr als erfüllt hatten.
Unsere Fotos zeigten die Grüppchenbildungen während des offenen Unterrichts ebenso wie Pärchen, die sich beim freien Spielen gefunden hatten. Ein Foto stach aus der Masse gänzlich heraus: Während alle Schüler im rechten Bereich des Klassenzimmers miteinander ein Spiel spielten, saß links eine muslimische Schülerin völlig allein und schaute den anderen mit wirklich traurigem Blick zu. Scheinbar durfte sie nicht am Spiel teilnehmen. Zack! Das war unser Außenseiterfoto mit der größten Aussagekraft. Es gab zwar noch einige andere, aber dieses Bild berührte uns wirklich sehr. Das bestätigten später die anderen Seminarteilnehmer und auch Prof. Gordesch.
Fotografie als Methode wurde ein Jahr später Thema meiner Diplomprüfung zum Soziologen. Es begeistert mich auch noch heute. Leider verbietet die Datenschutzgrundverordnung die Veröffentlichung von Fotos mit Darstellung von Menschen, die keine Einwilligung gegeben haben. Die Streetfotografie könnte sehr viele Belege für soziale Belange liefern - darf sie aber nicht.
Schade eigentlich!
Ich musste für dieses Foto abwarten, bis drei Reisegruppen wieder in ihren Bussen saßen. |
Vielleicht haben Sie den Spruch aus der Überschrift auch schon irgendwann einmal gehört? Im Andalusienurlaub vor einigen Jahren hatte ich in der Alhambra in Granada das große
Vergnügen an der Kasse in Kontakt zu gleich drei Reisegruppen "Europa in sieben Tagen"
zu geraten.
Tatsächlich handelte es sich um japanische Touristen, die in drei Reisebussen quer durch
Spanien unterwegs waren. Und sie verhielten sich sehr merkwürig: Die meisten Frauen der
Gruppe "hüpften" vorsichtig von Schattenplatz zu Schattenplatz. Ihnen auf den Fersen flitzten
ihre Männer mit Regenschirmen um die Holden vor dem heftigen Sonneneinfluss zu schützen. Die anderen Männer besahen sich ihre Umwelt ausschließlich durch die Sucher ihrer Spielgelreflexkameras.
Ohne die Kameras von den Augen zu nehmen, "besichtigten" sie das Schloss und verhielten sich
dabei wie Tontaubenschützen. Sie "schossen" wie wild um sich. Manche fotografierten bei einem Schwenk aus Versehen ihre Nachbarn. Dann lachten sie darüber (siehe Überschrift). Ich selbst war mit einer Mamiya 6x4,5-Ausrüstung inkl. drei Objektiven unterwegs. Allein das Gewicht im Rucksack reduzierte meinen Bewegungsdrang im Gegensatz zu dem der Japaner auf ein Minimum. Die Hitze tat ihr Übriges. Als ich meine ersten drei Aufnahmen im Kasten hatte, starteten die Busfahrer der Reisegruppen bereits ihre Motoren. Ich war endlich allein mit der spanischen Vergangenheit.
Das brachte Zeit zum Nachdenken. Warum verhielten diese Amateurfotografen sich so wie eben erlebt, fragte ich mich. Antworten entdeckte ich später in einem schlichten Büchlein von Susan Sonntag mit dem Titel "Über Fotografie". Sie schreibt: "Reisen wird zu einer Strategie, die darauf abzielt, möglichst viele Fotos zu machen. Allein schon das Hantieren mit der Kamera ist beruhigend und mildert das Gefühl der Desorientierung, das durch Reisen oft verschärft wird. Die meisten Touristen fühlen sich genötigt, die Kamera zwischen sich und alles Ungewöhnliche zu schieben, das ihnen begegnet." Da sie sonst nicht wüssten was zu tun sei, würde geknipst. So werde Erfahrung in eine feste Form gebracht: "(...) stehenbleiben, knipsen, weitergehen", so Sontag.
Insbesondere im Berufsalltag unter Stress stehende Touristen setzen den Umgang mit der Kamera unbewusst gegen ihre innere Unruhe ein, die sich im Urlaub einstelle. Dies beträfe laut Sontag Amerikaner, Deutsche und tatsächlich auch die Japaner. Nach Sontag bestehe ihre Zeit aus interessanten (fotografierenswerten) Ereignissen. "Eine Erfahrung zu machen, wird schließlich identisch damit, ein Foto zu machen, und an einem öffentlichen Ereignis teilzunehmen (...)"
Vor meinem geistigen Auge sehe ich die fotografierenden Teilnehmer der japanischen Reisegruppe mit ihren Familien bei einen Foto-Nachmittag daheim. "Ja", sagen die Fotos, "ja, es hat stattgefunden. Meine (Fotoaus-)Beute beweist es", sagen sie bestimmt.
Susan Sontag zitiert einen Werbetext der Firma Yashica, die direkt auf die Analogie der neuesten Kamera zu einer Waffe sowie den entsprechenden Umgang damit abzielt: "Die Yashica Elektro-35 GT ist eine Kamera des Raumfahrtzeitalters, die Ihre Familie begeistern wird. Herrliche Aufnahmen bei Tag und Nacht. Automatisch. Keine technischen Kinkerlitzchen. Nur zücken, zielen, schießen. Das Computergehirn und die elektrische Blende besorgen den Rest."
Zum Glück haben wir für Selfies heute ja Smartphones mit Filtersoftware, die alles ohne echtes Können erledigen, oder?
Reproduktion eine Gemäldes einer Neustädter (Dosse) Dorfkirche. |
Die Frage, ob Fotografie Kunst ist, ist hinsichtlich der Entwicklungen durch die Fototechnik kaum so von Belang wie die Umwälzungen, die sich durch den Einsatz von Fotografie als Reproduktionsmethode von Kunstwerken ergeben haben. Bisher waren Kunstwerke lediglich in Museen verschiedenster Länder unmittelbar zur Rezeption zugänglich.
Wer die Mona Lisa sehen wollte, der war gezwungen das Original zu besuchen. Durch die Reproduktion mittels Fotografie konnte sich fast jeder eine Kopie der Dame daheim an die Wand hängen. Gisèle Freund schreibt dazu: "Diese Entwicklung hatte bereits mit dem Kupferstich begonnen und wurde durch die Lithografie beschleunigt, doch erst mit der Erfindung der photographischen Techniken verliert das Kunstwerk die Aura der einmaligen Schöpfung."
Die Wahrnehmung von Kunstwerken habe sich verändert, so Freund. "Die Art und Weise aber, wie ein Kunstwerk wiedergegeben wird, hängt von demjenigen ab, der hinter dem Apparat steht." Beleuchtung, Ausschnitte und Hervorhebungen von Deteils ermöglichen verschiedene Darstellungen. Auch sei die Wiedergabe z.B. als Postkarte oder in einem Buch entscheidend.
Der Zeichner Adolphe Braun war der erste Fotograf, der Reproduktionen im großen Stil gewerbsmäßig betrieb. 1811 bei Mühlhausen/Elsass geboren, begann er 1862 mit der Reproduktion von Handzeichnungen aus Museumsbesitz. "Um 1867 beschäftigte er in seiner Werkstatt bereits mehr als 100 Arbeiter. (...) Adolphe Braun bildete Photografen aus, um die Gemälde der Museen photografieren zu lassen (...) So entstand eine Kollektion von fünfhunderttausend Photografien", so Freund. Das Braun´sche Unternehmen sicherte sich sogar das Exklusivrecht zum Verkauf vom Reproduktionen im Louvre.
Eine zentrale Rolle spielt die Fotografie fast schon von Anbeginn bei Familienfeiern. Wer kennt sie nicht, die Gruppenfotos bei Hochzeit, Konfirmation, Silberner Hochzeit oder bei Team-Ausflügen der Arbeitswelt.
Waren es früher die Hochglanzabzüge des lokalen Fotografen, die an möglichst alle Gäste der Feierlichkeit verteilt wurden, so sind es heute Smartphonebilder, die eifrig getauscht werden. Doch diese bekannten Gruppenfotos waren nicht bei allen Menschen ausgesprochen beliebt.
Fehlt jemand auf den Gruppenfotos, muss er sich auch heute noch Fragen gefallen lassen. "Wieso bist Du denn da nicht drauf?" oder "Wo warst Du denn da? sind nur zwei der unendlich vielen möglichen Fragen, die aufgetischt werden können. Doch warum ist da so, wieso scheint es eine regelrechte gesellschaftliche Verfehlung zu sein, sich der Gemeinschaft auf Sensor oder Zelluloid zu verwehren.
Weiter hilft uns hier der Soziologe Pierre Bourdieu. In seinem Buch "Eine illegitime Kunst"
schreibt er, dass die Funktion von Festen "darin besteht, die Gruppe zu neuem Leben zu erwecken,
sie neu zu erschaffen, so versteht man, warum die Fotografie hier die Rolle spielt, die sie spielt:
Sie ist ein Mittel die großen Augenblicke des gesellschaftlichen Lebens, in denen die Gruppe ihre
Einheit aufs neue bestätigt, zu feiern." Das Foto gehöre zu einem Ritual, das den Bund der Gruppe weihe. Wer sich diesem Ritual entziehe, dem werde es oftmals auch übel genommen.
Nichterscheinen auf dem Foto wird mit Ablehnung der Gruppe und deren Teilnehmern bewertet. Für diesen Fall brauchen Sie sehr, sehr gute Argumente. Denken Sie beim nächsten Gruppenfoto an meine Worte. Sie können helfen gesellschaftliche Sanktionen zu verhindern. :-)
Holstentor Ansicht stadtauswärts. |
Fotomotive ergattere ich mir bei kleinen Ausflüge mit dem Fahrrad durch meine Heimatstadt Lübeck. Ich beobachte so den Stand der Sonne sowie die jeweilige Uhrzeit. Bei passendem Wetter radle ich dann an die Orte und mache die "richtigen" Fotos. Die Ausschnitte vom Holstentor habe ich zuerst mit den Augen "fotografiert". Das gefällt mir ehrlich gesagt am besten.
Ansicht stadtauswärts. |
Diese Taktik geht für mich gut auf. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse sind von ihrer Wirkung her frappierend. Bei passender Gelegenheit verwende ich zum Testen mal die Polaroid-Sofortbildkamera. Da bin ich jetzt schon auf die Ergebnisse gespannt.
Tor stadteinwärts mit Gatter. |
Ansichten wie die des Tores stadteinwärts betrachtet entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Zuerst wirkt ja das Gesamtbild auf den Betrachter und lenkt ab.
Fünf Haflinger galoppieren über den Paradeplatz. |
Haben Sie schon einmal versucht tobende Hunde zu fotografieren? Haben Sie das mit der Belichtungsautomatik Ihrer Kamera geschafft oder waren die Hunde unscharf? Motorsport- und Tierfotografie sollte mit manuellen Einstellungen durchgeführt werden.
Fahrzeuge und Tiere bewegen sich sehr schnell. Deshalb ist eine Belichtungszeit von 1/1.000 Sekunde eine gute Wahl. Ansonsten haben Sie keinen Spaß an den Ergebnissen. Übrigens: Ich erinnere mich gerade an meine allererste Digitalkamera. Damit wollte ich unbedingt unseren rasenden Pinscher aufnehmen. Doch daraus wurde nichts, denn die Zeit vom Scharfstellen bis zum Auslösen war so lang, dass der Hund auf keinem der Fotos zu sehen war.
Doch mit solchen Problemen haben wir heutzutage nicht mehr zu kämpfen. Mein Tipp: Stellen Sie Ihre Kamera auf manuelle Einstellungen um und machen ein paar Probeläufe. Dann sind Sie bestens gerüstet, wenn es drauf ankommt.
Haben Sie vor in die Motorsportfotografie einzusteigen? Glückwunsch, denn dann lernen Sie das Mitziehen mit dem Motiv. Kurze Belichtungszeit vorausgesetzt erschaffen Sie dadurch sehr schöne unscharfe Hintergründe auf Ihren Fotos.
Folgendes ist gut zu wissen: Die Objektivlänge bestimmt die Belichtungszeit, mit der Sie scharfe Fotos schießen können. Ein 200mm-Teleobjektiv erfordert gemäß dieser Rechnung als mindestens eine Belichtungszeit von 1/200stel Sekunde (es sei denn Ihr Motiv sind Rennwagen).
Unten sehen Sie die Druckplatte einer Sonderseite, die ich seinerzeit als Bildjournalist und -redakteur anlässlich einer Hengstparade im Gestüt in Neustadt/Dosse veröffentlicht habe. Die Pferde auf den Fotos sind fast alle im Galopp.
Druckplatte für Sonderseite zur Hengstparade. |
Lensball mit 10cm Durchmesser in meiner Leuchtbox. |
Beim Surfen im Internet bin ich auf die sogenannte Glaskugel-Fotografie gestoßen. Prompt habe ich mir eine Kugel mit zehn Zentimetern Durchmesser bestellt und sofort gemerkt, dass ich einen Fehler gemacht habe.
Warum? Ganz einfach: Meine Kugel wiegt 1,4 kg und ist im Freien buchstäblich schwer zu händeln. Später habe ich eine mit acht Zentimeter Durchmesser entdeckt, die sogar ein Gewinde für Fotostative im Fuß hat. Die kommt heute.
Sehr schön sind die Spiegelungen zu sehen. |
Doch voerst spiele ich ein bisschen mit der großen Kugel herum. Sie ist perfekt und ohne irgendwelche Einschlüsse. Da ich zu faul war ins Freie zu gehen, drapierte ich die Kugel auf ihren kleinen Ständer in meiner Lichtbox. Und sofort gab es was zu staunen.
Die im Rechteck am Oberteil angebrachten LEDs spiegeln sich prima in der Kugel. Farbiges Licht macht es etwas interessanter. Auf dem Foto sind die Lichter oben mehrfach in der Kugel zu sehen. Unten umrahmen sie den Ständer meiner Glaskugel.
Ich bin auf meine ersten Außenaufnahmen gespannt! Dann werde ich die Glaskugel fotografisch zum Thema Lübeck befragen.
Update 11.03.2022
Für die Glaskugelfotografie habe ich eine Extraseite angelegt.
Im Haustierpark Neuruppin wachsen die kleinen Schweinchen von ihrer Mama wohlbehütet auf. |
Die Realität so abbilden können wie sie ist, das sagte man früher technisch den immer aufwendiger entwickelten Kameras nach. Doch ist das wirklich wahr? Und vor allem: Entscheidet das Foto allein über die sinnhafte Wahrnehmung und Interpretation?
In Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen werden Fotos mit Bildunterzeilen gedruckt. Manchmal steht der Text auch nebenan wie bei der Yellow Press. Folglich bieten die Redaktionen ihren Lesern zwei Nachrichten an: Einmal der Bildinhalt und zum anderen die Bildunterzeile.
Werfen Sie noch einmal einen Blick auf unsere zwei Schweinchen und ihre Mama. Unter
dem Foto steht "Im Haustierpark Neuruppin wachsen die kleinen Schweinchen von ihrer Mama wohlbehütet auf." Das liest man doch gerne, oder? Den Tieren geht es gut, die heile Welt ist in Ordnung. Doch nun kommt der Schock!
Die Sau links hat fünf Ferkel. Zwei davon gehen gerade zum Schlachter. |
Das gleiche Foto, doch nun mit anderer Bildunterzeile. Jeder, der nicht bei der Aufnahme mit dabei war und die Umstände des Haustierparks nicht genau kennt, glaubt, dass die Ferkel bald das Zeitliche segnen.
Nun ersetzen Sie das Foto mit den Tieren durch ein Foto von Onkel und achtzehnjähriger Nichte am Tresen einer Gaststätte. Beide halten jeder ein Getränk in der Hand.
Bildunterzeile 1: Bürgermeister Mustermann und Nichte erfrischen sich bei einer Wanderpause mit kühlen Getränken.
Bildunterzeile 2: Der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt. Nicht selten sind es Erwachsene, die sie dazu verführen.
Bildunterzeile 3: Prostitution im Rotlichtmilieu erreicht auch Kleinstädte. Das durchschnittliche Alter der Sexarbeiterinnen sinkt immer weiter auf 18 Jahre.
Und? Überrascht? Wenn Sie Fotograf sind, der an Agenturen verkauft, dann lohnt es sich gelegentlich die Verwertungszusammenhänge Ihrer Fotos zu recherchieren. Sie wissen ja: Google Bildersuche...
Die Objektivität des Fotos wird von den drei Schweinchen gespeist. Für sich allein betrachtet, interpretiert jeder Betrachter für sich und seine Erfahrungen.
Mit Bildunterzeilen 2 und 3 beim Gedankenspiel mit Bürgermeister und Nichte wird alles manipulativ und nicht mehr objektiv.
Ungarische Post. |
Mit schwerer Kamera- und Stativtechnik hatten alle Fotografen zu kämpfen. Insbesonders die Bildjournalisten wurden dadurch in ihrer Arbeit arg eingeschränkt. Hinzu kam die Erforderniss eines Blitzlichts was "leise" Fotografie beispielsweise bei Konzerten oder Kongressen unmöglich machte.
Über die technisch absolut entscheidende Neuheit berichtet Wikipedia:"Der Ernemann Anastigmat „Ernostar“ ist eines der berühmtesten Objektive der Fotografiegeschichte. (...) Das Objektiv fand ab 1924 an der durch die Ernemann-Werken in Dresden gefertigten Ermanox-Kamera Verwendung. Mit einer Lichtstärke von 1:2, später 1:1,8 war es weltweit das lichtstärkste serienmäßig gefertigte fotografische Objektiv. Die Kombination Ermanox/Ernostar ermöglichte erstmals das Arbeiten unter zuvor technisch nicht zu bewältigenden Lichtbedingungen, z. B. in Innenräumen, bei Nacht oder
während Konzerten. Die Meisterschaft im Umgang mit diesen neuen fotografischen Möglichkeiten trug z. B. zum Ruhm des Fotografen Erich Salomon bei."
Salomon gelangen so ungestellte Fotos, die einfach lebendiger wirkten, als die Bilder der Konkurrenz. Allerdings lag die erforderliche Belichtungszeit zwischen einer halben und einer Sekunde. Ein spezieller leiser Auslöser, den Salomon sich für seine Kamera anfertigen ließ, verriet nicht sofort die Anwesenheit eines Fotografen. Mit Salomons Fotos begann der Bildjournalismus in Berlin.
Die Erfindung der Leica im Jahre 1925 veränderte die Arbeitsweise der Bildjournalisten revolutionär. Salomon und andere setzten diese Kamera seit Anfang der 30er Jahre ein. In den Redaktionen wurde die Leica anfangs als kleines Spielzeug betrachtet. Mit der Zeit fand diese grobe Fehleinschätzung ein Ende. Kurze Belichtungszeiten und freie Blendenwahl hatten sich durchgesetzt.
Porträts gerieten bei Nadar zu Ausflügen in die Gesichtslandschaft. Foto: Felske |
Fotografische Ausflüge in die Gesichtslandschaften einer Modelle unternahm der Zeichner, Karikaturist, Schriftsteller und Aeronaut Felix Tournachon-Nadar. Er entschied sich nach beruflichen Wirrungen für die Berufstätigkeit als Fotograf. 1853 eröffnete er sein Pariser Atelier.
Nadar, wie er sich später nur noch nannte, war mit den Künstlerkreisen auf Du und Du. Dieses Klientele strömte zuhauf in sein Studio um sich porträtieren zu lassen. Zu dieser Zeit war die Aufnahme und Verarbeitungstechnologie sehr aufwendig. Lange Belichtungszeiten stellen für die Menschen vor und hinter der Kamera eine enorme Anstrengung dar. Im Nassverfahren konnte von der Metallplatte nur ein Abzug hergestellt werden.
Die Porträts von bekannten Künstlern fanden beim Pariser Publikum einen großen Zuspruch. Allerdings sah die finanzielle Seite der Medaille für Nadar sehr betrüblich aus. Da er die meisten Porträtierten persönlich sehr gut kannte, verlangte er selten oder kaum ein entsprechendes Honorar. Mit Nadar war der erste Schritt zum Erfolg des fotografischen Porträts gemacht.
Die Erfolgsgeschichte schrieb ein anderer Fotograf weiter: Ein Mann namens Disderi eröffnete um 1853 seinen fotografischen Betrieb im Pariser Zentrum. Sachverstand und Kreativität eröffneten ihm die Problemlage der Porträtfotografie: Sie war zu teuer für die meisten Menschen und es war nur ein Abzug möglich. Folglich verkleinerte er das Format auf 6x9cm und arbeitete mit Glasnegativen, die zu der Zeit schon erfunden waren.
Abzüge nannte er "Carte de Visite". Statt 100 Francs wie bisher üblich, konnte er den Preis pro Abzug auf 20 Francs senken. Durch Nachbestellungen von Abzügen erreichte er rasch die finanzielle Rentabilität. Gisèle Freund schreibt dazu in ihrem Buch "Photographie und Gesellschaft": "Disderi begann eine wahre Mode des photografischen Porträts zu kreieren. (...) Als Napoleon III. am 10.Mai 1859 mit großem Pomp an der Spitze des Armeekorps (...) durch die Boulevards von Paris ritt, hielt er plötzlich vor dem Hause des Photographen Desderi um sich photographieren zu lassen." Von diesem Ereignis an war Desderi und seine Porträtfotografie weltweit bekannt. Sein Atelier wuchs zum größten Europas heran. Die Menschen standen Schlange um sich von ihm porträtieren zu lassen. Die Intimität der Bilder Nadars sollen die Disderis jedoch nicht erreicht haben.
Ein bisschen dezenter könnte es schon sein - aber das ist Geschmacksache. |
Gerade bei Porträtfotos spielt die Bildbearbeitung eine wichtige Rolle. Neben den üblichen Schritten wie Helligkeit, Kontrast, Tonwert, Farbstich entfernen sowie Farbsättigung und Ebenentechnik besteht die Möglichkeit, auch beim Make-up digital nachzusteuern.
Bearbeitet werden können z.B. im Gesicht folgende Schritte:
1. Hautglättung
2. Grundierung anlegen
3. Rouge auftragen
4. Gesichtsformveränderung
5. Gesichtskontur verändern
6. Nasenverschönerung
7. Makelentfernung
8. Glanzentfernung
An den Augen kannst du:
1. Lidstrich nachziehen
2. Wimpern verändern und verlängern
3. Mascara auftragen
4. Lidschatten anbringen
5. Augenbrauen verstärken und verändern
6. Augenfarbe brillanter erscheinen lassen, Farbe verändern
7. Tränensackentfernung
8. Augenvergrößerung
9. Augen aufhellen
10. doppeltes Augenlid anlegen
11. Rote-Augen-Korrigieren
Am Mund kannst Du bei Bedarf:
1. Lippenstift auftragen und Farbe verändern
2. Zähne aufhellen
3. Lächeln nachsteuern
Auch die Haare können optimiert werden. Dies geschieht durch:
1. Glanz auftragen
2. Haarfarbe intensivieren oder verändern
Was? So viel verändern, fragst Du Dich? Ich habe eben gerade nur aufgezählt, was alles möglich und nicht was alles nötig ist. Beim Digital-Make-Up geht es niemals darum aus „Hässlich“ „Hübsch“ zu machen. Es geht immer darum, die Grafiksoftware als Make-Up-Köfferchen einzusetzen. Es geht darum, Fotos weiter zu optimieren und dem Auftrag oder Ziel entsprechend zu gestalten und zu bearbeiten.
Zu den bekanntesten Programmen zählen Photoshop und Gimp. |
Namhafte Bildbearbeitungssoftware steht Dir zur Entwicklung Deiner Fotos zur Verfügung. Ich möchte mich nicht wirklich näher auf die einzelnen Schritte auslassen. Ich meine nur, was früher für den Fotografen das eigene Fotolabor mit Entwickler, Schalen, Papieren und Chemie war, ist heute der PC mit dem für Dich passenden Bildbearbeitungsprogramm und Laserdrucker. Von gratis bis zum Monatsabo kannst Du Dich für Deine Software entscheiden. Ich mag PS und zahle die Abonnementsgebühren dafür gerne.
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Von abstrakter Fotografie zu Künstlicher Intelligenz Nach zahlreichen Experimenten mit Polaroids oder ICM trieb mich die aktuelle Entwick...