Im Haustierpark Neuruppin wachsen die kleinen Schweinchen von ihrer Mama wohlbehütet auf. |
Sind Fotos wirklich objektiv?
Die Realität so abbilden können wie sie ist, das sagte man früher technisch den immer aufwendiger entwickelten Kameras nach. Doch ist das wirklich wahr? Und vor allem: Entscheidet das Foto allein über die sinnhafte Wahrnehmung und Interpretation?
Zwei Nachrichten
In Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen werden Fotos mit Bildunterzeilen gedruckt. Manchmal steht der Text auch nebenan wie bei der Yellow Press. Folglich bieten die Redaktionen ihren Lesern zwei Nachrichten an: Einmal der Bildinhalt und zum anderen die Bildunterzeile.
Andere Unterzeile verändert Gesamtinhalt
Werfen Sie noch einmal einen Blick auf unsere zwei Schweinchen und ihre Mama. Unter
dem Foto steht "Im Haustierpark Neuruppin wachsen die kleinen Schweinchen von ihrer Mama wohlbehütet auf." Das liest man doch gerne, oder? Den Tieren geht es gut, die heile Welt ist in Ordnung. Doch nun kommt der Schock!
Die Sau links hat fünf Ferkel. Zwei davon gehen gerade zum Schlachter. |
Das gleiche Foto, doch nun mit anderer Bildunterzeile. Jeder, der nicht bei der Aufnahme mit dabei war und die Umstände des Haustierparks nicht genau kennt, glaubt, dass die Ferkel bald das Zeitliche segnen.
Nun ersetzen Sie das Foto mit den Tieren durch ein Foto von Onkel und achtzehnjähriger Nichte am Tresen einer Gaststätte. Beide halten jeder ein Getränk in der Hand.
Bildunterzeile 1: Bürgermeister Mustermann und Nichte erfrischen sich bei einer Wanderpause mit kühlen Getränken.
Bildunterzeile 2: Der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt. Nicht selten sind es Erwachsene, die sie dazu verführen.
Bildunterzeile 3: Prostitution im Rotlichtmilieu erreicht auch Kleinstädte. Das durchschnittliche Alter der Sexarbeiterinnen sinkt immer weiter auf 18 Jahre.
Und? Überrascht? Wenn Sie Fotograf sind, der an Agenturen verkauft, dann lohnt es sich gelegentlich die Verwertungszusammenhänge Ihrer Fotos zu recherchieren. Sie wissen ja: Google Bildersuche...
Die Objektivität des Fotos wird von den drei Schweinchen gespeist. Für sich allein betrachtet, interpretiert jeder Betrachter für sich und seine Erfahrungen.
Mit Bildunterzeilen 2 und 3 beim Gedankenspiel mit Bürgermeister und Nichte wird alles manipulativ und nicht mehr objektiv.
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