Meine Lieblingskamera: Die Canon M 50. |
Welche Technik ist nötig für
Model- und Porträtfotografie?
Egal, wem Du diese Frage stellst: Du wirst immer eine andere Antwort bekommen. Die Technikverliebten erzählen Dir von Festbrennweiten, mehreren Blitzen, schwärmen von Studiotechnik und außerdem solltest Du Dir unbedingt eine professionelle Make-up-Ausstattung zulegen, damit Du Deine Models auch noch selber schminken kannst.
Visit-Cards waren 1854 der Anfang
Ich hatte ja meine Empfehlung bereits ausgesprochen. Diese lautet: Du kannst mit einer „normalen“ Kamerausstattung recht tief in Dein Thema eintauchen und sofort loslegen. Denke doch bitte einmal an die Geschichte der Fotografie. Rund um das Jahr 1854 waren die sogenannten „Visit-Cards“ völlig in. Diese waren gewissermaßen Materie gewordene Selfies – eine Art 6x9 Kontaktprints, die die Menschen haben von sich in Pose anfertigen lassen. Damals gab es noch keine Vollformatkameras mit 2000€-Objektiven. Also: Wenn das damals klappte, dann funktioniert das für Dich auch mit der Technik, die Du gerade hast. An deren Grenzen stößt Du von ganz alleine.
Standard- oder Kitobjektiv reicht für den Anfang
Ich gehe nun davon aus, dass Du an Deiner Spiegelreflex-Kamera entweder ein Standard- oder ein Kitobjektiv hast. Damit kommst Du erst einmal zurecht. Besser ist natürlich eine Objektiv-Kollektion von lichtstarken Festbrennweiten, gerne auch ein 85mm-Objektiv. Portraitaufnahmen mit kürzeren Brennweiten sind auch möglich – denke aber an die verzerrte Darstellung. Zeigt z.B. das Model mit der Hand vom Körper weg in Richtung Kamera, dann wird die Hand unrealistisch groß dargestellt. Wenn Du einen derartigen Effekt suchst, nimm´ Dein Weitwinkel. Wenn nicht, dann eben nicht.
Natürliches Licht statt Blitzgerät
Kommen wir zum Thema Blitzgerät. Brauchst Du einen Blitz? Die Antwort: Nein! Solltest Du einen Blitz angemessen einsetzen? Die Antwort: Ja! O.K.: Ich erkläre das sehr gerne. Generell braucht niemand ein Blitzgerät, denn es gibt Tageslicht und Leuchten. Jede Menge Fotografen erschaffen jeden Tag mit natürlichem Licht, auch in geschlossenen Räumen, tolle und eindrucksvolle Portraitfotos. Ein einfaches Beispiel: Model steht im Zimmer in der Nähe des Fensters. Beleuchtung ist somit geklärt. Kein Blitz erforderlich. Allerdings wird der gute Fotograf bei dieser Aufnahmesituation mit einem Aufheller gearbeitet haben. Ich meine diese preiswerten Faltreflektoren, die Du bei Internetauktionen bereits für unter 20€ erstehen kannst. Zur Not tut es auch eine Styrophorplatte aus dem Baumarkt, wenn Du diese noch in der häuslichen Werkstatt finden kannst. Auf jeden Fall geht es bei dem Aufheller um die der Sonne abgewandte Seite des Modelgesichts. Dieses würde ohne Aufhellung sicherlich im Schatten „absaufen“. Ein sanfter kleiner Blitz leicht von der Seite hätte übrigens auch seinen Job getan.
Lichtformer aufstecken
Endgültige Empfehlung: Schaffe Dir ein Blitzgerät mit Leitzahl 56 oder mehr an und verwende es nur mit einem aufgestecktem Lichtformer. Dadurch vermeidest Du besonders harte Schatten und kannst Dein Licht lenken. Experimentiere viel mit deinem neuen Blitz und übe die Verwendung der Reflektoren. Lerne die unterschiedlichen Farben der Reflektoren von ihrer Wirkung her einzuschätzen. Diese gibt es in Weiß, Silber und Gold.
Im Freien auf Sonne achten
Zusammengefasst sollst Du wissen: Mit einem Kamerakit, Blitzgerät und Aufhellern kannst Du in die Model- und Portraitfotografie einsteigen. Du beginnst sicherlich mit dem Fotografieren im Freien (Outdoor). Dabei musst Du lediglich auf den Einfall der Sonne achten. Grundsätzlich entstehen die besten Bilder bis 11 Uhr morgens und ab 16 Uhr nachmittags. Dazwischen steht die Sonne zu hoch und wirft harte Schatten z.B. unter die Augen.
Perspektive bildentscheidend
Bildbestimmend ist neben dem verwendeten Objektiv auch die Perspektive (Obersicht/Untersicht), die Dein Model mal klein und unterwürfig, mal erhaben und autoritär rüberkommen lässt. Doch auch bei der Outdoorfotografie kommt bei professionellen Magazin-Shootings jede Menge Lichttechnik zum Einsatz. Das bekommst Du oft im TV zu sehen. Ob Du das am Anfang auch brauchst und ob Du damit klar kommst, entscheidest Du. Eigentlich heißt die entscheidende Frage: Willst Du Outdoor- oder Studiofotografie?