Freitag, 4. März 2022

Erfolgsgeschichte des Porträts: Rolle von Nadar und Disderi

Porträt in Schwarz-Weiß
Porträts gerieten bei Nadar zu Ausflügen in die Gesichtslandschaft. Foto: Felske

Wiege des Porträtfotos steht in Frankreich

Fotografische Ausflüge in die Gesichtslandschaften einer Modelle unternahm der Zeichner, Karikaturist, Schriftsteller und Aeronaut Felix Tournachon-Nadar. Er entschied sich nach beruflichen Wirrungen für die Berufstätigkeit als Fotograf. 1853 eröffnete er sein Pariser Atelier.

Porträts von Künstlern

Nadar, wie er sich später nur noch nannte, war mit den Künstlerkreisen auf Du und Du. Dieses Klientele strömte zuhauf in sein Studio um sich porträtieren zu lassen. Zu dieser Zeit war die Aufnahme und Verarbeitungstechnologie sehr aufwendig. Lange Belichtungszeiten stellen für die Menschen vor und hinter der Kamera eine enorme Anstrengung dar. Im Nassverfahren konnte von der Metallplatte nur ein Abzug hergestellt werden.

Finanziell unrentabel

Die Porträts von bekannten Künstlern fanden beim Pariser Publikum einen großen Zuspruch. Allerdings sah die finanzielle Seite der Medaille für Nadar sehr betrüblich aus. Da er die meisten Porträtierten persönlich sehr gut kannte, verlangte er selten oder kaum ein entsprechendes Honorar. Mit Nadar war der erste Schritt zum Erfolg des fotografischen Porträts gemacht.

Problemlage erkannt

Die Erfolgsgeschichte schrieb ein anderer Fotograf weiter: Ein Mann namens Disderi eröffnete um 1853 seinen fotografischen Betrieb im Pariser Zentrum. Sachverstand und Kreativität eröffneten ihm die Problemlage der Porträtfotografie: Sie war zu teuer für die meisten Menschen und es war nur ein Abzug möglich. Folglich verkleinerte er das Format auf 6x9cm und arbeitete mit Glasnegativen, die zu der Zeit schon erfunden waren.

Carte de Visite erfunden

Abzüge nannte er "Carte de Visite". Statt 100 Francs wie bisher üblich, konnte er den Preis pro Abzug auf 20 Francs senken. Durch Nachbestellungen von Abzügen erreichte er rasch die finanzielle Rentabilität. Gisèle Freund schreibt dazu in ihrem Buch "Photographie und Gesellschaft": "Disderi begann eine wahre Mode des photografischen Porträts zu kreieren. (...) Als Napoleon III. am 10.Mai 1859 mit großem Pomp an der Spitze des Armeekorps (...) durch die Boulevards von Paris ritt, hielt er plötzlich vor dem Hause des Photographen Desderi um sich photographieren zu lassen." Von diesem Ereignis an war Desderi und seine Porträtfotografie weltweit bekannt. Sein Atelier wuchs zum größten Europas heran. Die Menschen standen Schlange um sich von ihm porträtieren zu lassen. Die Intimität der Bilder Nadars sollen die Disderis jedoch nicht erreicht haben.

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